Brigitte Heft 5/2007

Starkes Doppel

Den Kopf klar kriegen, den Körper entgiften. Dafür bietet sich eine Woche Fasten-Yoga an. Hier unser Programm mit den passenden Übungen für morgens und abends.

Fasten in einer Klinik vom Feinsten, in schöner Umgebung und guter Luft - davon können viele nur träumen. Doch eine kurze Fastenperiode lässt sich auch in den Alltag integrieren. Dabei sollte nicht das Hungern im Vordergrund stehen, sondern der Blick nach innen, das Aufspüren der wichtigsten Bedürfnisse, unabhängig von der Nahrungsaufnahme.

Und weil es beim Yoga um das gleiche Prinzip geht - äußere Eindrücke ausblenden, geistige Klarheit erlangen -, lässt sich das Fasten wunderbar mit gezielten
Yoga- Übungen kombinieren. Außerdem macht erst Bewegung das Entgiften richtig effektiv, weil sie den Kreislauf stärkt und den Stoffwechsel auf Trab bringt. Für unser Programm wäre es ideal, wenn Sie eine Woche Freizeit und Ruhe hätten und den Tagesablauf ganz nach Ihrer momentanen Verfassung richten könnten. Falls Sie aber arbeiten müssen: Gönnen Sie sich Pausen, und wählen Sie eine Woche, in der Ihr Job Sie nicht über die Maßen fordert.

Für alle Übungen gilt: Muten Sie sich nicht zu viel zu. Ganz nach Gefühl können Sie entweder schon am ersten Fastentag alle Übungen ausführen. Oder Sie steigern sich langsam und machen jeden Tag eine Yoga-Übung mehr. Horchen Sie in sich hinein, wonach Ihnen ist.

Wichtig: Trinken Sie während der gesamten Fastenzeit Kräutertee und stilles, möglichst abgekochtes Wasser, pro Tag zwei bis drei Liter Flüssigkeit. Um Übelkeit zu vermeiden, am besten morgens mit ein bis zwei Tassen Brennnesseltee beginnen, dann über den Tag verteilt Wasser und Mariendisteltee trinken - der unterstützt die Leberreinigung.

Fasten-Yoga: Drei Übungen für den Morgen Sich ausbalancieren

So geht's: Ausfallschritt, linkes Bein nach vorn in einen stabilen Stand. Das rechte Bein sollte völlig gestreckt sein. Dann den Oberkörper aufrichten und beide Arme parallel nach vorn strecken. Die Hände falten und die Zeigefinger ausstrecken. Beide Arme langsam nach oben führen und diese Stellung fünf tiefe Atemzüge lang halten. Dann Seitenwechsel, rechtes Bein vor usw.

Das bringt's: Diese Übung gibt inneren Halt und Balance. Gut für Menschen, die gern mehr Durchsetzungskraft hätten und sich vielleicht auch mit dem Fasten anfänglich schwer tun.

Den Kreislauf aktivieren

So geht's: Auf die Fersen setzen und die Arme nach vorn ausstrecken, Schultern Richtung Boden drücken ("das Blatt"). Zwei Atemzüge lang halten. Dann wie eine Katze in die Bank gehen, Blick nach vorn gerichtet. In den Vierfüßlerstand wechseln, die Fersen auf den Boden drücken, so dass der Körper ein umgekehrtes V bildet ("der Hund"). Der Kopf hängt locker herunter. Diese Position zwei tiefe Atemzüge lang halten und zum Blatt zurückkehren. Die gesamte Abfolge fünf- bis achtmal wiederholen.

Das bringt's: Der Kreislauf kommt in Schwung, und die Über-Kopf- Haltung fördert die Durchblutung des Kopfes. Durch den Wechsel der verschiedenen Positionen werden speziell das Becken und der untere Rücken beweglicher - gut für die Verdauung.

Die Durchblutung fördern

So geht's: Auf den Rücken legen, Beine angewinkelt. Kopf und Oberkörper anheben, Arme ausstrecken und mit den Händen langsam die Oberschenkel entlangstreichen bis zu den Knien. Die Stellung zwei Atemzüge lang halten, dann den Oberkörper wieder absenken. Fünf- bis achtmal wiederholen.

Das bringt's: Stärkt die Bauchmuskulatur und verbessert die Durchblutung im Bauchraum.

Fasten-Yoga: Vier Übungen für den Abend

Die Atmung vertiefen

So geht's: Rückenlage, Beine angewinkelt aufstellen. Dann das Becken heben, so dass das Gewicht auf den Füßen und den Schultern ruht. Beide Arme parallel nach hinten führen und neben dem Kopf ablegen. Fünf Atemzüge lang halten, dann Becken absenken und entspannen. Bis zu achtmal wiederholen.

Das bringt's: Verbessert die Beweglichkeit der Wirbelsäule, stärkt die Bauch- und die Beckenbodenmuskulatur. Die Atmung dringt bis tief ins Becken vor, aktiviert den Bauch-Becken- Raum und die Verdauung.

Die Atmung vertiefen

So geht's: Rückenlage, Beine angewinkelt aufstellen. Dann das Becken heben, so dass das Gewicht auf den Füßen und den Schultern ruht. Beide Arme parallel nach hinten führen und neben dem Kopf ablegen. Fünf Atemzüge lang halten, dann Becken absenken und entspannen. Bis zu achtmal wiederholen.

Das bringt's: Verbessert die Beweglichkeit der Wirbelsäule, stärkt die Bauch- und die Beckenbodenmuskulatur. Die Atmung dringt bis tief ins Becken vor, aktiviert den Bauch-Becken- Raum und die Verdauung.

 

Den Körper reinigen

So geht's: Rückenlage, die Beine angewinkelt aufstellen. Das Becken anheben und das Gewicht auf Füßen, Schultern und Armen ruhen lassen. Dann das linke Bein nach vorn ausstrecken und diese Stellung fünf tiefe Atemzüge lang halten, absenken. Beim Atmen den Oberkörper ganz bewusst öffnen und dehnen. Bis zu achtmal wiederholen, dann das Bein wechseln.

Das bringt's: Man atmet bei dieser Übung automatisch tiefer. Stellen Sie sich vor, wie Ihr Atem durch den Körper, die Wirbelsäule entlang bis in die Zehen fließt - das wirkt nach Yoga-Philosophie reinigend und entgiftend. Am besten durch den Mund atmen.

Den Unterleib entspannen

So geht's: Locker auf dem Rücken liegen. Die Knie zur Brust ziehen und dann auf die linke Seite des Körpers Richtung Boden bringen, mit der linken Hand zusätzlich leichten Druck auf die Knie ausüben. Den Kopf nach rechts drehen, rechten Arm neben dem Kopf. Fünfmal tief durchatmen, Seite wechseln. Bis zu achtmal wiederholen.

Das bringt's: Die Drehung aktiviert die Durchblutung, massiert die inneren Organe und wirkt vor allem auf den Unterleib anregend und schmerzlindernd. Das kann gegen Verkrampfungen und Bauchschmerzen helfen.

Yogaprogramm: Franz Moesl,
Illustrationen: Gesa Sander,
BRIGITTE Heft 5/2007